Verbundenheit
Basis für Zusammenarbeit
Da kam er, der wichtige Moment in einem Workshop. Offensiv geäußertes Zweifeln am Erfolg des gemeinsamen Projekts. Erst nur geäußert von einem Beteiligten, dann bestätigt durch weitere Teile des Teams. Aber wieso denn Zweifel? Die Ziele waren realistisch und klar definiert, Maßnahmen wurden erarbeitet, die Ressourcen waren da, das Budget vorhanden... was will man mehr?
Das Gefühl war schon vorher da, quasi spürbar im Raum vorhanden. Irgendwas im Prozess der Zusammenarbeit an einem Thema, zu dem vordergründig und sicherlich auch ernst gemeint, echtes Interesse der Beteiligten vorhanden war, schien nicht stimmig zu sein.
Ohne Vertrauen und Verbundenheit unter den Beteiligten, ist es fachlich fast unmöglich, mit einem guten Gefühl zusammenzuarbeiten. Die Äußerung des Zweifels und Misstrauens in den Projekterfolg, auch wenn sie zunächst vielleicht als störend und prozesshemmend erlebt wird, kann als wertvolle und anerkennenswerte Information, über bisher zu wenig erfolgte Investition in Vertrauen und Verbundenheit gesehen werden.
Tilmann Peschke, Unternehmensberater und Lehrtrainer am meihei in Heidelberg, hat unsere Sichtweise mit seinem Fokus auf die Bedeutung der Verbundenheit geprägt. Tilmann blickt auf die wahrgenommene Verbundenheit zwischen Menschen, und definiert sie aufsteigend auf einer Skala von 1-10. Er sagt, wenn die Verbundenheit keine 7 ist, kann man fachlich kaum zusammenarbeiten! Die vermeintlich sachlich und rational im Vordergrund stehende Zielerreichung wird, ohne den Blick konsequent auch auf zwischenmenschliche Phänomene zu richten, gefährdet.
Mangelnde Verbundenheit kann dabei mehrere Gründe haben, und bedarf individueller Betrachtung bspw. in Team- oder Organisationsentwicklungsprozessen. Übergreifend lassen sich unserer Erfahrung nach folgende herausgreifen
Kommunikation: Vielleicht fehlte es an offener und ehrlicher Kommunikation. Die Teammitglieder könnten sich nicht ausreichend gehört oder verstanden fühlen, was zu einem Gefühl der Isolation oder Missverständnissen führt.
Vertrauen: Vertrauen ist die Grundlage jeder erfolgreichen Zusammenarbeit. Wenn Vertrauen fehlt, können selbst die besten Pläne scheitern. Misstrauen kann aus früheren negativen Erfahrungen, Unsicherheiten oder mangelnder Transparenz entstehen.
Gemeinsame Werte und Ziele: Es kann sein, dass trotz der definierten Ziele nicht alle Teammitglieder diese Ziele als ihre eigenen anerkennen oder sie als sinnvoll empfinden. Eine gemeinsame Vision und geteilte Werte sind essenziell.
Teamdynamik: Jeder Mensch bringt seine eigene Persönlichkeit, Arbeitsweise und Erwartungen mit. Wenn diese nicht harmonieren oder es ungelöste Konflikte gibt, leidet die Zusammenarbeit.
Der Ansatz, die Verbundenheit auf einer Skala von 1-10 zu beurteilen, kann dabei helfen, diese Probleme zu identifizieren und anzugehen. Natürlich geht es hier nicht um eine tatsächlich ganz genau messbare Größe. Es geht um dein Gefühl. Deine Intuition. Was spürst du, wenn du auf dieses oder jene Team schaust? Wo kommt dieser Eindruck her? Was brauchst du, um deine Verbundenheit mit den dort beteiligten Menschen oder der Organisation zu erhöhen? Hier sind ein paar Ideen, für die Gestaltung von Zusammenarbeit und um die Verbundenheit zu stärken:
Offene Kommunikation fördern: Schaffe Raum für regelmäßige, offene Gespräche, in denen alle Teammitglieder ihre Gedanken und Gefühle teilen können. Dies kann durch Feedbackrunden oder regelmäßige Teambesprechungen geschehen.
Vertrauen aufbauen: Vertrauen wächst durch Transparenz, Zuverlässigkeit und das Einhalten von Zusagen. Schaffe eine Kultur, in der Fehler als Lernmöglichkeiten gesehen werden und nicht als Anlass zur Schuldzuweisung.
Gemeinsame Ziele definieren: Stelle sicher, dass alle Teammitglieder die Projektziele verstehen und sich damit identifizieren können. Involviere sie in den Planungsprozess, um ihre Perspektiven und Ideen einzubeziehen.
Teambuilding-Aktivitäten: Plane Aktivitäten, die den Zusammenhalt fördern und die Teamdynamik verbessern. Dies können Workshops, gemeinsame Mittagessen oder auch einfach informelle Treffen sein.
Konflikte lösen: Erkenne und adressiere Konflikte frühzeitig. Nutze Mediation oder Coaching, um Spannungen zu lösen und eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
- Struktur: Eine klare Struktur hilft, Doppelarbeiten zu vermeiden und die Ergebnisse effektiv zu nutzen. Definiere Rollen und Verantwortlichkeiten klar, um sicherzustellen, dass jeder weiß, was von ihm erwartet wird und wie er zum Gesamterfolg beitragen kann. Regelmäßige Updates und klare Dokumentation der Fortschritte können ebenfalls helfen, die Effizienz zu steigern.
Wo liegt dein Verbundenheits-Skalenwert? Gibt es Unterschiede in Bezug auf Situation, Themen oder Teams? Was läuft gut, und was würde dir dabei helfen, auf der Skala weiter nach oben zu rutschen?